FORSCHUNGSPREIS FÜR KINDERSCHUTZ 2023
Der erste Preis ging in 2023 an Dr. med. Oliver Berthold aus Berlin für seine Dissertation „Wahrnehmung und Prävention des misshandlungsbedingten Kopftraumas“. Die Juroren haben den hohen Praxisbezug der Arbeit gewürdigt, die es erlaubt, zielgruppengerechte Primärpräventionsprogramme zu entwickeln, um misshandlungsbedingte Kopftraumata zu vermeiden. So kann die Schutzwirkung der Präventionsprogramme verbessert werden. Der Preis wurde dem Kinderschutzmediziner bei der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kinderschutz in der Medizin (DGKiM) in Köln verliehen.
Erster Preisträger forscht zu Schütteltrauma
Essenz der Forschungsarbeit ist die Entwicklung eines modellhaften, maßgeschneiderten Primärpräventionsprogramms zur Vermeidung misshandlungsbedingter Kopfverletzungen, insbesondere des Schütteltraumas bei Säuglingen. Grundlage der Arbeit war eine systematische Literaturrecherche, bei der die Effektivität bestehender Primärpräventionsprogramme hinsichtlich der Senkung der Inzidenz im Fokus stand. In einer eigenen Studie untersuchte Berthold anhand einer für die deutsche Bevölkerung repräsentativen Stichprobe die Parameter erfolgreicher Programme.

Entwicklung eines Präventionsprogramms im Fokus
Der Mediziner hat folgendes erforscht: Das Wissen um das Schütteltrauma, die Kernaussagen der Primärprävention und die Haltung zu hilfreichen und schädlichen Methoden der Säuglingspflege. Ziel war es, spezifische Risikogruppen zu identifizieren, die von maßgeschneiderten Präventionsprogrammen profitieren können. Berthold hat ein Modellprogramm entwickelt, das das von ihm gewonnene Wissen über die Zielgruppen berücksichtigt und somit einen Beitrag zur Prävention des Schütteltraumas leisten kann.
„Es gibt schon eine Reihe unterschiedlicher Ansätze. Aber wir wollten Wege finden, wie wir vor allem die Zielgruppe der jungen Männer erreichen und für das Thema sensibilisieren können. Denn in rund 60 Prozent der Fälle wird das Schütteltrauma bei Säuglingen von Männern verursacht. Wir erreichen sie mit unserer Aufklärung auf der Wöchnerinnen-Station sehr viel seltener als die Mütter“, erklärt der erfahrene Mediziner. Weiterer Risikofaktor: ein junges Alter. „Deswegen schlagen wir zwei sich ergänzende Maßnahmen vor: zum einen die gezielte Ansprache jüngerer Männer in den Abschlussklassen der Schulen; zum anderen die Kooperation mit erfolgreichen Influencern, um die Jugendlichen dort abzuholen, wo sie sind: in den sozialen Netzwerken.“
© Foto oben: AnnaStills