FORSCHUNGSPREIS FÜR KINDERSCHUTZ 2025
Gewalt und Grenzverletzungen in der Medizin, auch mit sexuellem Hintergrund, sind sensible Themen, denen sich medizinische Einrichtungen stellen und zu denen sie Schutzkonzepte entwickeln müssen. Der Kroschke Forschungspreis für Kinderschutz 2025 geht diesmal an PD Dr. Ulrike Hoffmann von der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am Universitätsklinikum Ulm. Ihre wissenschaftliche Forschung beschäftigt sich mit dem Kinderschutz in der Medizin und praxisnahen Fortbildungsprogrammen für medizinisches Personal.
Fortbildungen, um Risiken und Situationen zu erkennen
Seit 2020 sind medizinische Einrichtungen entsprechend der Qualitätsmanagement-Richtlinie verpflichtet, Schutzkonzepte für Gewaltprävention in ihren Häusern zu entwickeln. PD Dr. Ulrike Hoffmann zeigte in ihrer Habilitationsschrift auf, dass Ergebnisse aus repräsentativen Befragungen ergaben, dass die Prävalenz für alle Formen von Gewalt in Krankenhäusern hoch ist. Skandale unterstreichen dies leider immer wieder. Die Prävalenz für sexuellen Missbrauch in der Kinder- und Jugendpsychiatrie beträgt 7,3 Prozent. Junge Patient*innen in diesem Bereich benötigen also besonderen Schutz. Fachkräfte müssen daher in Fortbildungen sensibilisiert werden, Risiken zu erkennen. „Gut gemeint ist nicht gut gemacht“, deshalb beschäftigte sich PD Dr. Ulrike Hoffmann auch mit der Frage, wie durch Bildungsangebote die Umsetzung von Schutzkonzepten in der Praxis unterstützt werden kann.

PD Dr. Ulrike Hoffmann – © Foto: Lea Mangold
Niedrigschwellige Fortbildungsangebote durch e-Learning
Gemeinsam mit Kolleg*innen entwickelte sie praxisnahe Hilfen: „Zentral ist die Entwicklung eines Schutzkonzeptes, welches einerseits darauf fokussiert ist, dass medizinische Einrichtungen Orte des Schutzes sind, in denen Gewalt nicht toleriert wird. Andererseits müssen medizinische Einrichtungen aber auch Kompetenzorte sein, in denen Gewaltbetroffene bestmöglich versorgt werden. Schutzkonzepte müssen beide Perspektiven in den Blick nehmen.“
E-Learning Programme haben sich am Kompetenzzentrum Kinderschutz in der Medizin in Ulm schon während der Corona-Pandemie bewährt. 65.000 Fachkräfte erlangten in den Kursen Zertifikate der Ärztekammer Baden-Württemberg. Im von PD Dr. Hoffmann geleiteten E-Learning-Bereich zeigte sich im Rahmen der kontinuierlichen Evaluation dieser Programme, dass in der Praxis nach wie vor ein hoher Fortbildungsbedarf besteht. Und das Bewusstsein für Kliniken als gefahrgeneigte Bereiche für Gewalt gegen Patient*innen bei vielen Beschäftigten noch unzureichend ausgebildet ist. E-Learning bietet daher die Möglichkeit, viele Fachkräfte in kurzer Zeit kostengünstig fortzubilden. Das derzeit noch laufende Projekt mit der Deutschen Krankenhausgesellschaft (https://schutzkonzepte-krankenhaus.elearning-kinderschutz.de/) bietet Beschäftigten aller Mitgliedskrankenhäuser kostenfrei die Möglichkeit zu einem fundierten Einstieg ins Thema.
Kroschke Forschungspreis unterstützt die wissenschaftliche Arbeit
Für ihre Forschung und Arbeit wurde PD Dr. Ulrike Hoffmann mit dem Kroschke Forschungspreis für Kinderschutz in der Medizin ausgezeichnet. Dieser wurde 2025 von der Deutschen Gesellschaft für Kinderschutz in der Medizin zum dritten Mal vergeben. Das Preisgeld in Höhe von 7.500 Euro stiftet die Kroschke Kinderstiftung. Preisträger*innen werden für eine wissenschaftliche Arbeit, die sich mit praktisch-klinischen oder theoretischen Fragen des Kinderschutzes im Gesundheitswesen befasst, geehrt.
„Frau Dr. Hoffmann hat in ihrer Arbeit gezeigt, dass die Prävalenzen für alle Formen der Gewalt auch im Gesundheitssektor hoch sind. Fachkräfte zu befähigen, Hinweise auf jedwede Form der Gewalt sicher zu erkennen und adäquat zu handeln, das ist eine zentrale Aufgabe der DGKiM. Und Arbeiten wie die von Frau Dr. Hoffmann tragen dazu bei, die Sensibilität zu stärken und sich der Lösung zu nähern, statt das Problem zu bestaunen.“
Dr. med. Tanja Brüning, 1. Vorsitzende der DGKiM
„Die Arbeit von Frau Dr. Ulrike Hoffmann beleuchtet ein wichtiges Handlungsfeld für Einrichtungen des Gesundheitswesens. Mit dem E-Learning-Programm besteht ein niedrigschwelliges Angebot, das die notwendigen Handlungskompetenzen vermittelt“
Nadine Weber-Kroschke, Vorständin der Kroschke Kinderstiftung
© Foto oben: Anja Wenk, Nadine Weber-Kroschke von der Kinderstiftung mit Dr. Ulrike Hoffmann (r.)