BEATBOXEN ZUR SPRACHFÖRDERUNG

Beatboxer sind coole Typen, die mit Mund und Rachen erstaunliche und verrückte Geräusche machen. Sie imitieren Percussions-Instrumente und können so komplizierte Rhythmen kreieren, einziges Hilfsmittel ist ein Mikrofon. Jetzt wollen sich Wissenschaftler rund um den Hallenser Professor Stephan Sallat (Arbeitsbereich Pädagogik bei Sprach- und Kommunikationsstörungen) dieses Element der Jugendkultur in einem Forschungsprojekt zunutze machen. Sie untersuchen, ob sich mit Beatboxing die Artikulationsfähigkeit und phonetische Verarbeitung von Kindern mit sprachlichem Förderbedarf verbessern lässt, beispielsweise von Kindern mit einer Gaumenspalte oder mit Sprachentwicklungsstörungen. Ziel ist ein innovativer, kindorientierter und motivierender Zugang, um die Mädchen und Jungen zu fördern und Entwicklungsrisiken abzubauen.

"Kch - kch - pf - kch -kch - pf - pf!

„Wir wollen in einem differenzierten Forschungsprojekt den Nutzen von Beatboxing, einem Element der aktuellen Jugendkultur, auf seinen Nutzen für die Sprachtherapie und -förderung untersuchen“, sagt Professor Sallat. Dabei sollen Parallelen genutzt werden, die zwischen Beatboxen und Logopädie bestehen, um Geräusche, Töne und Melodien herzubringen. Der Fokus der Studie liegt auf Störungen der Aussprache (Phonetik) und der Lautverwendungsregeln (Phonologie).

Elmar Kühn, Student und erfahrener Beatboxer, zeigt wie’s geht. © Fotos: Rosemarie Garbe

„Kch – kch – pf – kch – kch – pf- pf“, Amy-Lou sitzt mit anderen Kindern im Kreis auf dem Fußboden der Aula in der Sprachheilschule Halle und spielt „Laute Post“. Mit Mund und Rachen kreiert sie einen Rhythmus, den ihr Nachbar Elias wiederholen soll. Das ist gar nicht so einfach. Denn alle Kinder haben Förderbedarf, viele haben Schwierigkeiten, die Laute korrekt wahrzunehmen, das Gehörte zu verarbeiten oder motorisch umzusetzen.

Sprache als Schlüssel zur Bildung

Im Rahmen eines Workshops üben die Erstklässler zwei Wochen lang je eine Stunde gemeinsam mit Elmar Kühn, einem jungen Mann, der Lehramt für Musik und Französisch studiert und ein erfahrener Beatboxer ist. Für die klinische Sprechwissenschaftlerin Ellen Saal sind diese Sounds am Ende der Stunde eine Möglichkeit, die Fortschritte der Kinder zu dokumentieren und zu überprüfen. Im Anschluss an eine erste Studie wird das Konzept des Beatboxens in zwei weiteren Teilstudien an verschiedenen heil- und sonderpädagogischen Einrichtungen erprobt, mit dabei sind Kinder mit unterschiedlichen Förderbedarfen. 

Das Interesse an dem Thema ist groß, Sprache gilt als Schlüssel zur Bildung und nimmt im Unterricht und beim Lernen eine zentrale Stellung ein. „Der langfristige Schulerfolg steht in direktem Zusammenhang mit sprachlichen Fähigkeiten zum Schuleintritt“, betont Professor Sallat. „Sprachentwicklungsstörungen bilden einen Risikofaktor in Bezug auf späteren Bildungserfolg.“

Karten geben Orientierung.

Die Sounds werden professionell ausgesteuert.

Projektdetails

Projektname:

Beatboxing für Sprachtherapie und –förderung

Träger:

Universität Halle-Wittenberg

Projektziel:

Verbessern der Artikulationsfähigkeit bei Kindern mit sprachlichem Förderbedarf. 

Zielgruppe:

Kinder mit Sprachstörungen 

Förderzeitraum:

2020

Förderbetrag:

10000 Euro

Workshop mit Ellen Saal und Elmar Kühn in der Sprachheilschule Halle.