REITEN FÜR GESCHWISTERKINDER

Reiten macht vielen Kindern Spaß und die vorbehaltlose Offenheit, mit der Pferde anderen begegnen, tut vielen Mädchen und Jungen sehr gut. Im Reit- und Therapiezentrum in Braunschweig-Querum fördert die Kroschke Kinderstiftung Reit- und Voltigierstunden für Kinder, deren Bruder oder Schwester unter einer schweren chronischen Erkrankung oder einer einer Behinderung leidet. Es sind die sogenannten Geschwisterkinder, Mädchen und Jungen, die in der Regel weniger Aufmerksamkeit von ihren Eltern bekommen können, stets Rücksicht auf das kranke Geschwisterchen nehmen und sehr früh Verantwortung tragen müssen.  

Ein Pferd gibt Halt

Der Umgang mit Pferden ist in besonderer Weise geeignet, diesen Kindern mehr Raum für sich selbst zu verschaffen. „Ein Pferd gibt Halt“, sagt Friederike Bewig, Inhaberin des Reitstalls in Querum. Der große warme Körper, die Pflege des Fells, die Möglichkeit zum Kuscheln und die vorbehaltlose, geduldige Offenheit, mit der Pferde anderen begegnen, machen die Tiere zu einem wichtigen Partner. Beim Reiten und Voltigieren können die Kinder Gleichgewicht und Geschicklichkeit trainieren, ihre Haltung wird verbessert, die Motorik geschult. Sie lernen Verantwortung zu übernehmen, Regeln und Grenzen anzuerkennen, sie werden selbstbewusster und offener. Und sie können mit Kindern reden, die ebenfalls schwerkranke Geschwister und ähnliche Erfahrungen in ihren Familien gemacht haben. Diese Möglichkeit haben sie normalerweise nicht. 

Tamara und Leila beim Satteln © Fotos: Rosemarie Garbe

Doch dieser Austausch ist von großer Bedeutung. Kinder mit schwerkranken Geschwistern stellen ihre Bedürfnisse normalerweise hintenan, sie sind schon im jungen Alter mit Krankheit, Pflege und Trauer konfrontiert und sprechen wenig über die belastende Situation in ihren Familien. „Obwohl alle Eltern in der Regel bemüht sind, den Bedarfen all ihrer Kinder gleichermaßen gerecht zu werden, erfordert die Pflege und Fürsorge eines kranken Kinders viel Kraft, Aufmerksamkeit und oftmals zusätzliche finanzielle Ressourcen“, weiß Ursula Neuhaus, Leiterin des Geschwisterkinder-Netzwerkes Niedersachsen.

Schöne Tage - weit weg von den täglichen Sorgen

Das Netzwerk bietet beispielsweise Sommercamps in Otterndorf an der Nordsee, die die Kroschke Kinderstiftung ebenfalls schon einmal gefördert hat. Hier können die Teilnehmerinnen und Teilnehmer weit weg von den täglichen Sorgen und dem belastenden Alltag tolle Tage verbringen mit Sport, Bewegung, Spiel und Spaß. In anderen regelmäßig stattfinden Gruppen, die von Fachleuten begleitet werden, dreht sich alles um die Geschwisterkinder. Durch das Zusammensein mit ebenfalls betroffenen Kindern können sie spielerisch Wege der Reflexion erlernen, sie erfahren, wie sie mit der schwierigen Situation in den Familien umgehen können und wo sie Hilfe bekommen können. „Wir verstehen unsere Angebote als Prävention“, so Ursula Neuhaus. Und sie sind ein Beitrag zu einem gesunden  Heranwachsen. Eine Unterstützung der Krankenkassen gibt es dafür zumindest in Norddeutschland in der Regel jedoch nicht.

Auch das Auskratzen der Hufe will gelernt sein: Imini zeigt Lea wie es geht. 

Der Haflinger Franz ist geduldig: Jenni (links) kontrolliert, ob das Halfter sitzt. 

Projektdetails

Projektname:

Gruppentreffen Geschwisterkinder

Träger:

Reitclub Querum

Projektziel:

Stärkung der Geschwister

Zielgruppe:

Mädchen und Jungen, deren Geschwister schwer krank oder behindert ist.

Förderzeitraum:

2020 bis 2022

Förderbetrag:

6900 Euro

Gar nicht so einfach: Tamara (links) und Leila legen das Gebiss an.